Vergleich der Sparbücher und Depotkonten

Schlechte Zeiten für KleinsparerInnen - Kein Netto-Zins über der Inflationsrate
Steuern auf Depotkonten fressen Renditen bei geringen Einlagesummen auf


Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) hat in den ersten beiden Septemberwochen die aktuellen Bedingungen für freie und vinkulierte Sparbücher, Depotkonten oder ähnlichen Produkten erhoben und verglichen. Die weniger gute Nachricht: hat man nur kleinere Beträge angespart und möchte diese nicht sperren lassen, fressen die Steuern die Rendite und sogar das Sparkapital auf. Die schlechte Nachricht: auch wenn man sich gut informiert und clever auswählt, findet sich kein Angebot, dessen Nettozins über der Inflationsrate liegt. Diese liegt im August in Südtirol bei 3,8%, und die besten Angebote werfen netto knapp 3,7% bei einer Sperre auf 12 Monate ab.

Wir haben pro Produkt jeweils die Netto-Rendite nach einem Jahr mit einer Einlage von 1.000 und 10.000 Euro erhoben. Bei den "freien" (also nicht vinkulierten) Produkten sind die besten Angebote für 10.000 Euro Rendimax Like - Banca Ifis (320 Euro Rendite) und IWPower Deposito Special 3% - IWBank (240 Euro Rendite). Bei den auf 12 Monate vinkulierten platziert sich Eurodeposit - Privatbank gleichauf mit Si Conto! - Banca Sistema (je 368 Euro Rendite), vor Contosuibl Vincolato - IBL Banca (360 Euro Rendite). Die lokalen Institute sind bei den freien Produkten weit abgeschlagen, und können sich bei den vinkulierten nur knapp im Mittelfeld platzieren (BTB mit 320 Euro und Dolomiti Direkt/Sparkasse mit 245,80 Euro Rendite). Alle Details des Vergleichs in den beiliegenden Tabellen.

Die jüngsten Gesetzesnovellen haben die Besteuerung der Finanzprodukte ziemlich durchgewirbelt. Nunmehr gilt ein Steuereinbehalt von 20% auf die Erträge. Was hingegen die Stempelsteuer betrifft, so zahlen Privatpersonen für Sparbücher und Konto-Korrente 34,20 Euro im Jahr, falls die mittlere Einlage über 5.000 Euro liegt. Bei den Depotkonten zahlt man 2012 hingegen 0,10% mit einem Minimum von 34,20 Euro und einem Maximum von 1.200 Euro (2013 werden es 0,15% mit min. 34,20 Euro ohne Höchstgrenze), und zwar unabhängig von der Höhe des durchschnittlichen Saldos, bei Beendigung des Vertragsverhältnisses oder zum 31.12.

In Zahlen ausgedrückt sind das schlechte Neuigkeiten für die KleinsparerInnen, die gerne ein Depotkonto eröffnen würden. Betrachten wir z.B. das Angebot des aus der Werbung bekannten "Conto Arancio": hier muss man 3.570 Euro einlegen, um am Ende des Jahres ohne Verlust abzuschließen. Erst von dieser Summe aufwärts sind die Zinsen höher als die geschuldete Steuer, und unter dieser Summe verliert man Geld (bei 1.000 Euro Einlage -24,60 Euro im Jahr). Im Klartext: Depot-KontoinhaberInnen profitieren nicht von der steuerfreien Zone unter 5.000 Euro, und ihre Steuer steigt auch noch im Verhältnis zur Einlage.

Dieser "Besteuerungsmisere" entgeht, wer sich ein Institut wählt, das die Steuer selbst trägt und sie nicht von den Kunden verlangt. Das sind nicht wenige jener Banken, die Depotkonten anbieten, hat unser Vergleich gezeigt. Wohl als Reaktion auf die neue Regelung, um die eigenen Angebote weiterhin attraktiv zu gestalten. Man kann jedoch grundsätzlich vermuten, dass hier noch nicht das letzte Wort gefallen ist: die Aufsichtsbehörde für Wettbewerb und Markt hat die Regierung bereits darauf aufmerksam gemacht, dass sich die derzeit gültige Regelung marktverzerrend auswirkt. Eine Reaktion vonseiten der Regierung lässt bisher auf sich warten; bleibt zu hoffen, dass eine eventuelle Neuregelung auch auf die Situation der KleinsparerInnen abgestimmt wird.

Die Details der Erhebung finden Sie >>> hier (im PDF-Format).

Die Tipps der VZS zur Wahl des Spardepots:

  • Lockangeboten misstrauen, Kleingedrucktes lesen. Manche Banken werben mit hohen Zinssätzen, jedoch sind diese meist auf eine kurze Zeitspanne (z.B. 3 Monate) begrenzt. Die anschließend geltenden Standardzinssätze sind dann deutlich unrentabler.
  • Vinkulierung gut durchkalkulieren. Überlegen Sie sich gut, welchen Betrag Sie auf ein gesperrtes/vinkuliertes Konto einlegen. Dieser Betrag sollte für den gesamten Zeitraum nicht benötigt werden, also kalkulieren Sie nicht zu knapp. Denn bei vorzeitiger Auflösung der Vinkulierung sinken alle Zinssätze, in einigen Fällen sogar auf Null Prozent. Achtung: bei einigen Banken ist es überhaupt nicht möglich, eine Vinkulierung vorzeitig aufzulösen!

Medien-Information
Bz, 27.09.2012