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Projekt INFORMACON: Information, Bildung, Beratung zu den unfairen Handelspraktiken


Gold gegen Bares: unfaire Altgold-Bewertungen, Unterschiede von über 30% - Abschläge erreichen im ungünstigsten Fall sogar mehr als 55%


Weil der Goldpreis hoch und Geld oft Mangelware ist, kramen zur Zeit viele VerbraucherInnen ihr Altgold zusammen um es zu versilbern. Daher hat die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) zwischen 12. und 16. September 2011 eine Erhebung bei den Ankäufern von altem Goldschmuck in Südtirol durchgeführt. Untersucht wurden die Geschäftsstellen von drei im Franchising organisierten Ketten, und zwar Oro in €uro, GOLD 2000 und Orocash. Insgesamt wurden 10 Geschäfte untersucht: 4 davon liegen in Bozen, 2 in Meran, 2 in Brixen und 2 in Bruneck. Bei der Untersuchung wurde nach der Bewertung eines Ringes (18 Karat, Gewicht 16,873 Gramm) und einer Goldkette (18 Karat, Gewicht 32,887 Gramm) gefragt. Das Gewicht wurde in Zusammenarbeit mit der Handelskammer auf Präzisionswagen festgestellt. Die von den Geschäften abgegebene Bewertung wurde dann mit jener des FEDER-Marktes für Gold (Euro/Gramm) verglichen.

Das beste Angebot für die beiden Schmuckstücke, die zusammen 49,76 Gramm wiegen (Handelskammer), kam von Gold 2000 in Brixen: dort bot man 897 Euro an, was 18,02 Euro je Gramm entspricht. Das schlechteste Angebot kam von Oro in €uro in Bruneck, wo man insgesamt 680 Euro anbot; dies entspricht 13,67 Euro/Gramm. Vergleicht man diese beiden Angebote, ergibt sich ein Unterschied von 217 Euro, was 32% des niedrigeren Preises entspricht. Im Zeitraum der Erhebung lag der offizielle Goldpreis laut FEDER-Markt zwischen 41,66 €/g und 42,11 €/g, was bei Schmuckstücken von 18 Karat einem Preis von 31,24 €/g bzw. 31,58 €/g entspricht.

Nimmt man den geringsten FEDER-Wert als Berechnungsgrundlage, ergibt sich ein Wert von 1.554,50 für beide Schmuckstücke zusammen. Das geringste Angebot der Händler waren also 43,7% dieses Wertes (680 Euro auf 1.554,50 Euro); das beste Angebot waren 57,7% des Wertes (897 Euro auf 1.554,50 Euro). Im Zeitraum der Erhebung wurde auch im Internet nach entsprechenden Angeboten gesucht; dabei fand sich ein weiterer Anbieter in Bozen und Trient, der absolut konkurrenzfähige Preise bietet, und zwar 25,09 €/g, was in unserem Beispiel 1.229,41 Euro ausmacht. Das ist ein Plus von 81% im Verhältnis zum Angebot Oro in €uro in Bruneck.

„Es war ja zu erwarten, dass die Bewertungen für das Altgold nicht wirklich hoch sein würden“ kommentiert VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus. „Aber dass zwischen den einzelnen Geschäften solche Unterschiede feststellbar sind, ist dennoch überraschend. Das bestätigt einmal mehr die sprichwörtliche goldene Regel: immer mehrere Angebote einholen und vergleichen – niemals sofort das erste Angebot akzeptieren. Eine Art ungeschriebene Regel besagt, dass die Abschläge zwischen 15 und 30% liegen sollten – eine „faire“ Marge für den Händler. Bei Juwelieren ist man besser bedient: so zahlen beispielsweise in Vicenza die Goldschmiede normalerweise zwischen 20 und 25 Euro je Gramm Gold (18 Karat). Der Unterschied zu den hiesigen Angeboten ist schwer zu erklären.“

Wer sein Gold gegen Bargeld abgeben möchte, sollte folgendes wissen und beachten. Die Waagen mit der Gewichtsangabe müssen für die KundInnen sichtbar sein, genau wie die aufgeklebte grüne Marke auf der Waage selbst, welche die periodische Überprüfung des Wiegeinstruments bestätigt. Der Verkäufer (also der Verbraucher) muss sich ausweisen, und seine Daten werden in ein gesetzlich vorgeschriebenes Register eingetragen; damit soll Geldwäsche vermieden werden. Dasselbe Gesetz schreibt weiters vor, dass der Ankäufer (also das Geschäft) die Schmuckstücke für einen Zeitraum von 10 Tagen aufbewahren muss; erst danach können sie an die Schmelzerei oder sonstige Stellen versandt werden.

„Wenn wir von Gold sprechen, liegt die Frage nach Gold als Geldanlage nahe“ meint Andreaus abschließend. „Kurz gesagt: Vorsicht ist angebracht.“ Weitere Informationen finden sich in „Verantwortlich anlegen – Ein Leitfaden für VerbraucherInnen“, der auch online verfügbar ist.

Die Vergleichstabelle finden Sie als Anhang in der Pressemitteilung.


Medien-Information
Bz, 29.09.2011