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„Fast nackt“
Ethisch korrekt leben – einen Versuch wert!

KVW-Bildungsreferat, OEW und Verbraucherzentrale starten gemeinsames Projekt zu einem bewussteren Leben


Was wäre wenn … wir uns für ein paar Monate dazu verpflichten würden, möglichst ethisch korrekt zu leben. Wenn wir unsere Ernährung, unsere Mobilität, unsere Körperpflege, unsere Freizeit, kurz unser gesamtes Konsumverhalten einem strengen „Ethiktest“ unterziehen und dann entsprechend umstellen würden? Die Frage werden KVW, OEW und Verbraucherzentrale im Frühjahr 2008 beantworten können. Bis dahin werden mehrere echte „Versuchsfamilien bzw. -personen“ versuchen, möglichst ethisch korrekt zu leben.

Die Idee zu diesem Experiment stammt vom britischen Journalisten Leo Hickman. Er hat das Experiment gewagt, mit seiner Familie ein Jahr lang „ohne schlechtes Gewissen“ zu leben. Welche Erfahrungen er dabei gemacht hat, dokumentiert er in seinem Buch "Fast Nackt - Mein abenteuerlicher Versuch ethisch korrekt zu leben". Nun soll Hickmanns Experiment auch in Südtirol Nachahmer finden. Die Absicht der drei Trägerorganisationen für dieses Projekt bringt KVW-Bildungsreferentin Eva Burger auf den Punkt: “Es geht uns nicht darum, schlechtes Gewissen zu erzeugen, sondern Bewusstsein zu schaffen“.

Die Probanden werden also versuchen, von November 2007 bis April 2008 möglichst ethisch korrekt zu leben - begleitet von ExpertInnen, die sie dabei unterstützen. Sie werden sich beim täglichen Einkauf nach dem Woher und Wie der Konsumgüter erkundigen, werden ihre Mobilität hinterfragen, ihren Energiekonsum, ihre Geldanlage, ihr Freizeitverhalten, kurz alles, was zu ihrem Lebensstil gehört. Und das alles unter den kritischen Blicken der Öffentlichkeit, denn ihre Erfahrungen werden über Printmedien und Hörfunk begleitet. Am Ende werden sie ihre Erfahrungen aber auch in Workshops einbringen, die auf das Land verteilt angeboten werden. Wer diese Probanden sind, steht noch nicht zur Gänze fest, im Moment werden noch KandidatInnen gesucht.

„In einigen Monaten werden wir wissen, ob ökologisch tragbar, wirtschaftlich machbar, ethisch und sozial gerecht zu leben und trotzdem Freude am Leben haben überhaupt möglich ist“ sagt Hermann Barbieri von der Organisation für Eine Welt (OEW), die das Projekt mitträgt. Und Gunde Bauhofer von der Verbraucherzentrale ergänzt: „Einem Großteil der KonsumentInnen sind die sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen die Waren produziert werden, die wir tagtäglich in unseren Einkaufskorb wandern lassen, kaum bekannt.”

Die drei Trägervereine wollen mit diesem Projekt, das vom Amt für Weiterbildung mitfinanziert wird, eine Initiative zur Nachhaltigkeit starten, indem die Südtiroler Bevölkerung auf kreative und lebendige Art auf das Thema aufmerksam wird und Wege kennen lernt, ethisch korrekt zu leben. Ziel ist die Sensibilisierung der Bevölkerung: Nachhaltigen Konsum und zukunftsfähige Lebensstile kennen lernen und vermitteln. Nicht schlechtes Gewissen, aber Bewusstsein sollen erreicht werden, bei gleichzeitigem Aufzeigen konkreter Handlungsmöglichkeiten, um die nachhaltige Entwicklung unserer Erde zu fördern und zu unterstützen.

Damit entsprechen die Trägerorganisationen einer Forderung von höchster Ebene:
Die UNO hat den Zeitraum 2005-2014 zur Dekade der Bildung zur Nachhaltigkeit ausgerufen. Bei „nachhaltiger Entwicklung“ oder auch „ökologisch-dauerhafter“ oder „zukunftsverträglicher“ Entwicklung geht es um den Gedanken, dass sich die Welt zukünftig in einer ganz bestimmten Form entwickeln muss, um Bestand zu haben. So muss mit den Ressourcen vernünftig gewirtschaftet werden, zugleich müssen sich die Gesellschaft insgesamt ebenso wie der einzelne Mensch ihrer Verantwortung gegenüber der Entwicklung der Erde bewusst werden. Die Bereiche Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sind dabei gleichermaßen involviert und müssen zusammenspielen.


Info
Bozen, 23.10.2007