Verunsicherte Sparer und Anleger:
Schutz vor unliebsamen Erfahrungen
Wie Sie unseriöse Finanzintermediäre erkennen

Unseriöse Anlageberater oder Vermittlungsgesellschaften ziehen auch in Südtirol gutgläubigen Sparern und Kapitalanlegern mit einer Reihe simpler, aber offenbar wirkungsvoller Tricks immer wieder das Ersparte aus der Tasche. Damit nicht auch Sie dubiosen Anbietern auf den Leim gehen, hat die Verbraucherzentrale einige Fragen zusammen gestellt, mit denen Sie die Seriosität der Unternehmen prüfen können.

Wie wurde der erste Kontakt hergestellt?
Ruft Sie oder spricht Sie jemand unaufgefordert an, um Ihnen ein Geschäft anzubieten? Gehen Sie auf keinen Fall darauf ein. Diese Kontakte sind eindringlich, da der vermeintliche Kunde unvorbereitet angetroffen wird und daher nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit sein Tun reflektiert. Verbreitet sind auch der Versand von E-Mails oder Banner die bei der Navigation im Internet auftauchen. Dahinter können sich leicht unseriöse Anbieter verbergen.

Wie hoch ist die versprochene Rendite?
Lassen Sie sich nicht durch versprochene Traumrenditen blenden. Je höher die Rendite, desto höher ist in der Regel auch das Risiko. Zur Orientierung bietet sich zum Beispiel die Verzinsung von Anlagekonten oder Staatsanleihen an. Renditen von zehn und mehr Prozent jährlich sind in aller Regel nur mit hochspekulativen Anlageformen erzielbar, bei denen Sie jederzeit mit einem Teil- oder Totalverlust des Anlagebetrages rechnen müssen. Erklärungen verlangen und mit den Angeboten anderer Finanzintermediäre vergleichen.
Selbst wenn Verwandte oder Bekannte die versprochene Verzinsung bereits erhalten haben, spricht das nicht zwingend für die Seriosität des Angebotes. Denn häufig werden den Anlegern anfangs die versprochenen hohen Renditen gezahlt, um über Mundpropaganda neue Kunden gewinnen zu können. Allerdings fließen die Gewinne dabei nicht aus tatsächlich erwirtschafteten Erträgen, sondern aus den Anlagegeldern der Neukunden. Auch sollten Sie vorsichtig sein wenn Sie Verwandte und Bekannte in das Investmentgeschäft mit hineinziehen. Sie könnten der Beihilfe verantwortlich gemacht werden.

Wie sieht die Investitionsrechnung aus?
Sie sind kein Bittsteller, sondern der Geldgeber. Lassen Sie sich nicht mit ein paar pauschalen Angaben abspeisen. Detaillierte Informationen dazu, wie und wo Ihr Kapital konkret angelegt werden soll und welche Kosten für Sie damit verbunden sind, gehören zu den wesentlichen Vertragspflichten des Anbieters. Verlangen Sie vom Anbieter ausführliche und aussagekräftige Informationen zu den angebotenen Kapitalanlagen. Sie können sich zum Finanzinstrument informieren und auch die Börsenaufsichtsbehörde CONSOB befragen.

Wie hoch sind die Provisionen?
Verschaffen Sie sich anhand der Unterlagen einen Überblick darüber, welcher Anteil Ihrer Anlagesumme für Kosten, Gebühren und Provisionen verwendet werden soll. Oftmals sind diese Angaben inmitten einer Flut von anderen Informationen versteckt.

Wie durchsichtig sind die Ausstiegsmöglichkeiten?
Klären Sie, wie und wann Sie Ihren Anlagebetrag zurückerhalten. Besonders vorsichtig sollten Sie bei mehrjährigen Vertragslaufzeiten sein. Für die Anleger ist meist nicht erkennbar, dass ihr Geld nicht angelegt wird. Die Anlage und deren Rendite werden häufig in Hochglanzprospekten vorgetäuscht. Dieses System muss früher oder später unweigerlich zusammenbrechen. Häufig werden Anlagen, hinter denen sich Schneeballsysteme verbergen, gezielt von Unternehmen mit Sitz im Ausland angeboten. Weit über dem Marktüblichen liegende Renditeversprechen sind oft ein Warnzeichen für ein Schneeballsystem.

Wer ist der Anbieter?
Auf dem freien Kapitalmarkt tummeln sich viele Dilettanten und Ganoven. Verlangen Sie deshalb aussagefähige Informationen über die bisherige Tätigkeit des Anbieters. Hochglanzprospekte und repräsentative Büroräume sind häufig nur Blendwerk. Auch professionell klingende Berufsbezeichnungen wie "Finanzvermittler" oder "Vermögensberater" sind mit Vorsicht zu genießen. Überprüfen Sie unbedingt den Anbieter. Einschlägige Informationen finden Sie bei der Banca d'Italia oder der Börsenaufsichtsbehörde CONSOB. Auch bei der Verbraucherzentrale bekommt man Infos.

Wird Ihnen ein kleines Geschäft zum Einstieg angeboten?
Der Trick ist einfach: Zum Einstieg wird Ihnen ein Geschäft mit minimalem Betrag angeboten. Damit sollen Sie die Leistungsfähigkeit des Anbieters testen. Dieses Erstgeschäft verläuft natürlich immer positiv. Wenn Sie dann Vertrauen gefasst haben und richtig einsteigen, werden Sie gnadenlos abgezockt.

Wie soll die Zahlung erfolgen?
Jede Zahlung bei der Geldanlage sollte nachvollziehbar sein, also von Konto zu Konto.

Werden Sie unter Zeitdruck gesetzt?
Anlageentscheidungen sollten immer in Ruhe überlegt werden. Bei unseriösen Angeboten gibt es eigentlich nur einen, der unter Zeitdruck steht: der Anbieter. Er muss aus einem Kunden möglichst viel Geld in möglichst kurzer Zeit herauspressen. Wenn der Kunde erst einmal merkt, dass er über den Tisch gezogen wird, versiegt die Geldquelle schnell.

Denken Sie etwa an eine "Schwarzgeld-Anlage"?
Wer Ihnen augenzwinkernd ganz tolle Angebote in diesem Bereich offeriert, könnte Sie - wenn Sie darauf eingehen - später einmal erpressen. Bedenken Sie außerdem: Die Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen unseriöser Unternehmen werden auch durch die Steuerfahndung geführt. So müssen Sie unter Umständen Ihr verlorenes Kapital nachträglich versteuern und zusätzlich mit einer Strafe rechnen. Machen Sie sich nicht erpressbar; Steuerehrlichkeit erspart Ihnen schlaflose Nächte.

Medien-Information
Bozen, 20.05.2015