Brot: Zum Wegwerfen viel zu schade
Wegwerfverhalten in Südtiroler Supermärkten wird zunehmend kritisiert


In der Verbraucherzentrale melden sich in letzter Zeit immer wieder VerbraucherInnen, die auf das negative Wegwerfverhalten in Supermärkten hinweisen. Vor allem wird bemängelt, dass jeden Tag Einkaufswagen weise Brot und Gemüse in den Mülltonnen landen. Ein Verhalten, welches angesichts der großen Zahl an Menschen weltweit, die Hunger leiden und auch aufgrund der sinkenden Kaufkraft der VerbraucherInnen als menschenverachtend empfunden wird.
Es ist klar, dass sich frische Brot- und Backwaren meist nur am Tag der Herstellung verkaufen lassen. Da Kunden auch noch kurz vor Ladenschluss eine Auswahl dieser kurzlebigen Produkte vorfinden möchten, müssen Reste bleiben. Diese werden „entsorgt“ und neue Ware wird nachgeliefert.

Zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum unterscheiden

Die Haltbarkeit von Lebensmitteln wird in der Regel durch das Mindesthaltbarkeitsdatum bei länger haltbaren, und das Verbrauchsdatum bei schnell verderblichen Waren gekennzeichnet (außer bei unverpacktem Brot und Backwaren sowie bei Obst und Gemüse). Gesetzlich festgelegt ist, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum eines Lebensmittels das Datum ist, bis zu dem dieses Lebensmittel unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigenschaften behält. Wird dieses Datum überschritten, ist es nur noch bedingt verkäuflich. Generell gilt: Wenn die Packung noch original verschlossen ist und das Mindesthaltbarkeitsdatum nur kurzfristig überschritten ist, kann man in der Regel davon ausgehen, dass das Produkt noch genießbar ist. Manchmal befindet sich in den Regalen der Supermärkte solche Waren, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen und deshalb günstiger angeboten werden. Hier kann man durchaus Schnäppchen machen, vorausgesetzt, dass das Lebensmittel bald verzehrt wird.

Neue Konzepte sind gefragt

Diesbezüglich bemängeln die VerbraucherInnen und auch die Verbraucherzentrale, dass in Südtirols Supermärkten viel zu wenig Augenmerk auf dieses Thema gelegt wird. Lebensmittel könnten verstärkt und nicht nur als Alibi weitergegeben oder verwertet werden. Auch ein Konzept wie die Öko-Bäckerein Hofpfisterei in München ist durchaus denkbar: Eine Stunde vor Ladenschluss werden die noch vorhandenen Produkte bereits reduziert, eine halbe Stunde vor Geschäftsende kriegt man noch mal einen Nachlass. Die jetzt noch übrig gebliebenen Brote - meist sind es nicht allzu viele - werden am nächsten Tag im Restebrotladen besonders günstig verkauft. Das Konzept geht auf: Kunden, die lange haltbares Brot preiswert kaufen und eine Bäckerei ohne "Reste".

Auch die VerbraucherInnen können einiges tun

Doch nicht nur bei der Produktion und beim Verkauf werden Lebensmittel weggeworfen. Die Verschwendung setzt sich oft im privaten Haushalt fort. Verschiedene Studien kommen zum Ergebnis, dass bis zu 20% der eingekauften Lebensmittel entsorgt werden. Durch bessere Planung des Einkaufs und sachgerechtere Aufbewahrung könnten etwa 60% davon vermieden werden. Schätzungen zufolge werden weltweit in allen Phasen über die Hälfte der Lebensmittel weggeworfen. Die Vernichtung von Nahrungsmitteln ist nicht nur ein ethisches, sondern auch ein ökologisches Problem. Immerhin werden sowohl für die Produktion als auch für die Vernichtung von Waren Energie und Wasser benötigt. Mit jedem Nahrungsmittel, das unnötig im Müll landet, werden also auch wertvolle Umweltressourcen verschwendet.


Medien-Information
Bz, 16.09.2011