O du süße Weihnachtszeit ...

Über die Weihnachtsfeiertage und an Silvester wird kräftig geschlemmt. Die gute Nachricht dabei lautet: Genuss ohne Reue ist möglich – besser gesagt: Genuss ist nur ohne Reue möglich. Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit zu genießen.

In den Augen vieler Menschen stehen Genuss und Gesundheit im Widerspruch zueinander: was gut schmecke, sei nicht gesund, und was gesund sei, schmecke nicht. Das „Österreichische Genussbarometer“, eine Umfrage aus dem Jahr 2009, kommt dagegen zum Ergebnis, dass Genießer und Genießerinnen mehr Obst und Gemüse essen, sich gesünder fühlen und eine höhere Lebensqualität haben als Personen, die immer „mit schlechtem Gewissen genießen“ oder gar nicht genießen können. Mit anderen Worten: Genuss und Gesundheit sind kein Widerspruch, sondern gehören zusammen.

Was Genuss ist und welche Faktoren dafür von Bedeutung sind, damit beschäftigen sich unter anderem Genussforscher wie der deutsche Psychologe Rainer Lutz. Er hat die sieben Genussregeln entwickelt:

  1. Genuss braucht Zeit. Eine Mahlzeit kann nur genießen, wer sich Zeit dafür nimmt. Hektik ist ein Genusskiller.
  2. Genuss muss erlaubt sein. Verbote, ein schlechtes Gewissen und Reue sind fehl am Platz. Echter Genuss stellt sich nur ein, wenn man sich das Genusserlebnis erlaubt und gönnt.
  3. Genießen geht nicht nebenbei. Wir nehmen unser Essen mit den Sinnen wahr. Eine unangenehme Umgebung oder andere Tätigkeiten (z. B. fernsehen) lenken von den Sinneswahrnehmungen ab.
  4. Genuss ist individuell. Menschen haben unterschiedliche Vorlieben und Abneigungen.
  5. Weniger ist mehr. Um beispielsweise Schokolade zu genießen, ist es nicht notwendig, eine ganze Tafel zu verdrücken: die Intensität eines Genusserlebnisses hängt nicht von der verzehrten Menge ab. Völlerei ist nicht Genuss. Genießer und Genießerinnen spüren, welche Menge ihnen gut tut und wann sie satt sind.
  6. Genuss ist alltäglich. Genuss braucht keine besonderen Anlässe. Auch im normalen Alltag sind Genusserlebnisse möglich – im Grunde bei jeder einzelnen Mahlzeit und auch zwischendurch beim Kaffee.
  7. Genuss braucht Erfahrung. Voraussetzung für Genuss ist die bewusste Sinneswahrnehmung. Wer Vieles ausprobiert und kostet und bewusst wahrnimmt, kann verschiedene Geschmacksnuancen unterscheiden und trainiert zugleich die Sinne. Genießer und Genießerinnen wissen aus Erfahrung, was ihnen gut tut und was nicht.

Die Verbraucherzentrale Südtirol rät daher im Sinne von Rainer Lutz:
Genießen Sie die Feiertage und gönnen Sie sich in dieser besonderen Zeit besondere Genusserlebnisse. Nehmen Sie sich Zeit für die Mahlzeiten. Wenn es Ihnen gelingt, langsam zu essen und in Ihren Körper hineinzuspüren, werden Sie wahrnehmen, wann das Sättigungsgefühl eintritt. So können Sie vermeiden, zu viel zu essen. Pausen zwischen den einzelnen Mahlzeiten, in denen nicht gegessen bzw. genascht wird, erleichtern die Verdauung und sind zugleich eine gute Gelegenheit für einen Spaziergang an der frischen Luft. Salate und Gemüsebeilagen sind auch für Festtagsmenüs eine gute Ergänzung. Ständiges Naschen können Sie vermeiden, indem Sie Süßigkeiten nicht den ganzen Tag über auf dem Esstisch stehen lassen. Empfehlenswert ist außerdem, ausreichend Wasser zu den Mahlzeiten zu trinken, denn Alkohol hat eine dehydrierende Wirkung. Letztendlich spielt es aber eine weit größere Rolle, wie und was Sie zwischen Silvester und Weihnachten essen, als wie und was Sie zwischen Weihnachten und Silvester essen!

Medien-Information
Bozen, 22.12.2015