Post: Erhöhungen des Briefportos nicht nachvollziehbar
Post ans Land und kostenlose voll funktionstüchtige zertifizierte Emails für die Bürger


Italien erklimmt in den europäischen Ranglisten immer höhere Plätze: vor allem wenn es um Preise und Tarife geht. Steht Italien bereits seit Jahren bei den Preisen für Strom, Gas, Benzin, Diesel, Heizöl, Autoversicherungen, Lebensmitteln, Bank- und Telefongebühren, um nur einige zu nennen, in führenden Positionen beim europäischen Ranking, so hat jetzt auch die Italienische Post nachgezogen. Mit der am 1. Jänner 2013 durchgeführten Tariferhöhung für Briefe und Einschreiben hat sie sich ins europäische Spitzenfeld katapultiert. Die bei der zuständigen Regulierungsbehörde Agcom beantragte Erhöhung (von 0,60 auf 0,70 Euro für den Standardbrief, von 3,30 auf 3,60 Euro für den Einschreibebrief) ist dabei nicht gering ausgefallen. Beim fälschlicherweise als „prioritario“ bezeichneten Brief ist die Erhöhung mit 17% richtig fett ausgefallen. Der europäische Standard für den in anderen Ländern als 1. Klasse Brief oder nur als Brief bezeichneten „prioritario“ ist folgender: zumindest 95% der aufgegebenen Briefe erreichen am nächsten Arbeitstag das Ziel. Davon können die beim Posttarif nunmehr bestens bedienten Postkunden in Italien nur träumen. Dass Poste Italiane natürlich gerne auf die Gebührenspirale drückt ist verständlich, unverständlich ist hingegen, dass die zuständige Aufsichtsbehörde vor der Genehmigung der Gebühren nicht mal einen Blick zu den europäischen Nachbarn wagt.

Dazu meint der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol, Walther Andreaus: „Die jetzt durchgeführte drastische Erhöhung ist mit keinem Grund zu rechtfertigen. Poste Italiane hat in den letzten Jahren die so wichtige flächendeckende postalische Grundversorgung an 6 Tagen permanent und systematisch abgebaut und den Kunden keine angemessene Qualität geboten. Höchste Zeit, dass zumindest hier in Südtirol das Land den Dienst übernimmt.“

Für die Konsumenten ein klarer Fall der Aufsichtsbehörde Agcom die „rote Karte“ zu zeigen. Wer nicht im Stande ist seinen Aufgaben zum Schutz der Postkunden nachzukommen, sollte sich andere Aufgaben suchen.

Im Zeitalter von Internet, E-Mail und SMS wird der Brief somit noch schneller zum Auslaufmodell. Leider deckt die Politik die Gebührengelüste der Poste Italiane: die von der Regierung kostenlos zur Verfügung gestellten zertifizierten Email-Adressen (posta certificata) können die Bürger nur für Kontakte zur öffentlichen Verwaltung nutzen. Für die häufiger notwendigen Einschreiben mit Rückantwort im Vertragswesen mit Unternehmen sind zertifizierte Emails noch gar nicht mal voll gleichgestellt. Hier sollte der Gesetzgeber schnellstens tätig werden.


Portokosten in europäischen Ländern im Vergleich

Portovergleich Standardbrief Inland (20 g)

Land Portopreis Land Portopreis
Portugal 0,32 EUR Österreich 0,62 EUR
Spanien 0,37 EUR Frankreich 0,63 EUR
Polen 0,47 EUR Schweden 0,66 EUR
Niederlande 0,54 EUR Italien 0,70 EUR
Irland 0,55 EUR Großbritannien 0,73 EUR
Deutschland 0,58 EUR Belgien*/** 0,77 EUR
Luxemburg* 0,60 EUR Finnland* 0,80 EUR
Griechenland 0,62 EUR    

Infos von Homepages der Postbetriebe, Stand: Jänner 2013

*bis 50 g; **in Belgien bei Kauf von 10 Briefmarken am Stück: 0,67



Medien-Mitteilung
Bz, 11.01.2013