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„Tempelreinigung“ auch an der Schule?
Kommerz und Lobbyinteressen haben an öffentlichen Schulen nichts verloren!
VZS macht Anzeige wegen unseriöser Geschäftspraktiken
Als Tempelreinigung bezeichnet man eine Geschichte aus dem Leben Jesu, der zufolge er Händler aus dem Jerusalemer Tempel vertrieb und predigte, dass der Tempel zum Beten dienen solle. Eine solche Reinigung haben auch einige öffentlichen Schulen immer notweniger. Immer mehr Eltern klagen über kommerzielle Werbeaktionen im Bereich der Schule. So hat beispielsweise letzthin an mehreren öffentlichen Schulen neben der Erneuerung der Schulausweise ein Fotoverkauf stattgefunden, wo laut Einschätzung der Verbraucherzentrale Südtirol eine Reihe von unseriösen Verhaltensweisen an den Tag gelegt wurden.
Besonders erbost sind die Eltern über letzthin erhaltene Mahnschreiben mit der Aufforderung 24,40 Euro für Fotos zu bezahlen, die nie angefordert wurden. Diese Fotos wurden von Minderjährigen während der Unterrichtszeit gemacht und dann in geschlossenen Umschlägen ausgehändigt. Wer die Umschläge nicht ungeöffnet innerhalb einer bestimmten Zeit zurückgab, wird jetzt mit Mahnschreiben der österreichischen Firma konfrontiert. Diese Verkaufspraktiken sind mehr als fraglich und wurden mittlerweile bei der Antitrustbehörde zur Anzeige gebracht; weitere Schritte sind nicht ausgeschlossen. Besonders befremdlich ist dabei, dass anscheinend die Schuldirektionen diese Aktion ohne Wenn und Aber genehmigten, ja sogar aktiv unterstützten.
Die aktuelle Rechtslage und Praxis von Werbung und Sponsoring an den Schulen geht immer mehr in Richtung Einzug des Kommerzes zu Lasten der pädagogischen Inhalte. Die zahlreichen Beschwerden von Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen lassen diesen Schluss zu. Die Schule wird dadurch zum Marktplatz und verliert so ihre Glaubwürdigkeit. Fazit: Sponsoring mit Imagewerbung ist Alltag an Südtiroler Schulen und der Unterschied zur reinen Produktwerbung ist in vielen Fällen fließend.
"Wir brauchen ein klares Signal gegen das besorgniserregende Vordringen von Lobbyinteressen und Kommerz an den Schulen"; so der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) Walther Andreaus. Die VZS ruft die Schulen auf, durch Standards und entsprechende Leitlinien Werbeaktionen im Umfeld von Schulen Einhalt zu gebieten und klare Regeln für Bildungssponsoring durch Unternehmen zu verabschieden. "Werbung an Schulen ist mit dem öffentlichen Bildungsauftrag nicht vereinbar", so Walther Andreaus.
Die VZS lädt die Bildungslandesräte zu einem Gespräch ein, um hier in Zukunft klare Regeln und Kriterien zu haben. Dabei sollte ernst gemeintes Engagement von Unternehmen zum Wohle der SchülerInnen von reinen Werbeaktivitäten getrennt werden.
Medien-Information
Bozen, 29.01.2014
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