Neues Glücksspieldekret sieht mehr Transparenz bei den Gewinnchancen und Werbeverbote vor
VZS-Eingaben vom 18.06.2010 bei den Parlamentsfraktionen und der Antitrustbehörde umgesetzt


In Zeiten größeren finanziellen Drucks durch die Wirtschafts- und Finanzkrise wirkt die Hoffnung auf einen großen Geldgewinn noch verlockender. Deshalb steigen auch die Umsätze für Lotto und Co. in einem zweistelligen Prozentbereich. Allein im ersten Halbjahr 2012 hat die Zunahme in Italien gegenüber dem 1. Halbjahr 2011 24% (von 35,8 auf 44,3 Mia. Euro) und in Südtirol 25% (von 307 auf 385 Mio. Euro) betragen. Diese Summen fehlen dann beim Kauf von anderen Waren und Dienstleistungen.

Die rasante Zunahme der Glücksspielumsätze wird zunehmend kritischer gesehen. Dies hat auch die Verbraucherzentrale Südtirol bereits seit geraumer Zeit bewogen, auf die wachsenden Gefahren durch den - wenn auch unter staatlicher Aufsicht stehenden - Glückspiel-Wettbewerbsmarkt mit raschen Produktzyklen und Gewinnmaximierung hinzuweisen. Am 18.06.2010 wurden Eingaben wegen mangelnder Transparenz bei den Glücksspielen bei den Parlamentsfraktionen und bei der Antitrustbehörde hinterlegt. Die Antitrustbehörde hat trotz mehrmaliger Nachfragen noch nicht reagiert. Hingegen wurde vor wenigen Wochen auf Vorschlag des Gesundheitsministers Balduzzi von der Regierung ein Gesetzesdekret verabschiedet (GD Nr. 158/2012), welches mehr Transparenz bei den Gewinnchancen und Werbeverbote vorsieht. Damit wurde den SpielerInnen das Recht auf eine korrekte Information zuerkannt. Ab 01.01.2013 müssen bei der Glücksspielwerbung, wo sie noch erlaubt ist, und auch auf den Spielabschnitten immer die Gewinnchancen angegeben werden. Sind viele Transparenzinformationen notwendig, müssen diese über Internet und in den Spiellokalen zur Verfügung stehen. Dazu würde in letzter Konsequenz auch die Veröffentlichung von bereits ausgelosten Gewinnen zählen, weil diese sich auf die verbleibenden Gewinnchancen stark auswirken.

Glücksspiele sind kein beliebiges Produkt, sie sind eine besonders sensibel zu handhabende Dienstleistung. Da Selbstbeschränkungen wie das völlig harmlose „Gioco sicuro“ überhaupt nicht funktionieren, ist die Politik weiterhin aufgefordert, konkrete Maßnahmen zu Spielerschutz und Suchtbekämpfung zu ergreifen und außerdem auf bessere Alterskontrollen und Maßnahmen gegen die Manipulation von Sportwettkämpfen und andere Arten des Wettbetrugs zu setzen. Dabei wäre es höchst an der Zeit in umfassende, sinnvolle Präventiv- und Spielerschutzmaßnahmen zu investieren. Denn übertriebenes Spielen ist nicht nur für Betroffene ein Problem, sondern für ihr ganzes Umfeld. Umso wichtiger daher, dass problematisches Spielverhalten früh erkannt und eingedämmt werden kann.

In Bezug auf die staatliche Monopolverwaltung AAMS wären dringend Transparenzmaßnahmen, wie z.B. die Bekanntgabe der Anzahl und Verteilung der Geldspielautomaten notwendig. Hier kann anscheinend der Gesundheitsminister nicht mitreden. Das Wirtschaftsministerium schützt anscheinend die sprudelnden Einnahmen der Staatskasse. Bei den beträchtlichen Umsätzen, die vor allem mit den Automaten erzielt werden, stellt sich immer mehr die Frage wer hier so viel spielt: Ob da wohl nicht Geldwäsche stattfindet? Jedenfalls wäre eine wirksame Geldwäscheprävention und Beaufsichtigung erforderlich.


Medien-Information
Bz, 11.10.2012