RUNDERNEUERTE REIFEN

Was sind runderneuerte Reifen?

Es handelt sich hierbei um Reifen, deren abgefahrene Lauffläche abgetragen und durch neues, originalgetreues Material ersetzt wird. Als Rohstoff für diesen Vorgang dienen gebrauchte Reifen, die einen intakten Unterbau (Karkasse) haben.

Man kann Reifen runderneuern, da das Gehäuses im Verhältnis zum Belag eine längere Lebensdauer hat. Nach Kontrolle von Zentrierung und Auswuchtung wird der Reifen der Runderneuerung (Vulkanisierung) unterzogen, durch welche der Reifen den neuen Belag erhält. Am Ende des Produktionsprozesses werden die Reifen erneut strengen Kontrollen unterzogen.

Zweitgummierte Reifen finden hauptsächlich im Flugzeugbereich (jeder 3. Reifen) und Nutzfahrzeugbereich (jeder 2.) Anwendung, aber auch Pkw-Besitzer greifen immer häufiger auf diese Alternative zurück. Während Lkw-Reifen bis zu 3 mal runderneuert werden, ist die Zweitgummierung bei Pkw-Reifen nur einmal möglich.

Durchstoßene Reifen dürfen bis zur Geschwindigkeitsklasse H (210 km/h) repariert und runderneuert werden, ohne dass sie zurückgestuft werden; Reifen einer höheren Klasse (wie z.B. Klasse V mit 240 km/h) werden um eine Klasse zurückgestuft.

Wie erkennt man einen runderneuerten Reifen?

Reifen, die gemäß ECE-108-Regelung runderneuert wurden, sind an folgenden Merkmalen zu erkennen:

retreaded

  • auf der Reifenseite das Kürzel 108R angegeben
  • innerhalb eines Kreises scheint der Buchstabe E auf
  • es folgt eine sechsstellige Ziffer

Weiters muss angegeben sein:

  • die Bezeichnung "Runderneuert", bzw. "Ricostruito" oder "Retread"
  • die Marke bzw. der Name des Rekonstrukteurs
  • die Erneuerungswoche und das betreffende Jahr.

Reifen, die keine Betriebskennung aufweisen, dürfen nichtrunderneuert werden.

Auf dem Reifen müssen auch die entsprechenden Gebrauchseinschränkungen unauslöschlich aufgeführt sein: bei Mängeln, die den vom Hersteller vorgesehenen Gebrauch (wie z.B. Geschwindigkeit und Last) nicht mehr zulassen, wird eine Deklassierung vorgenommen.

Für alle die Vollständigkeit und Richtigkeit aller Angaben auf dem Reifen ist der Runderneuerer verantwortlich.

Ökologischer Blickwinkel

Durch den Reifenaustausch fallen jährlich europaweit 140 Mio. Reifen an. Zu diesen kommen noch 40 Mio. von Fahrzeugen, die verschrottet werden.

Altreifen werden entweder exportiert, zu Granulat verarbeitet, finden Verwendung in der Zement- oder Schuhindustrie, in Heizkraftwerken, der Landwirtschaft (als Siloabdeckung) oder auch in Häfen. All jene Reifen, die nicht wieder- oder weiterverarbeitet werden, gelangen schlussendlich auf die Müllhalde.

Die Herstellung eines neuen Reifens verbraucht zwischen 20 und 28 Liter Rohöl, bei runderneuerten Reifen auf sind es nur ungefähr 5,5 Liter. Umwelttechnisch gesehen sicherlich lobenswert, zumal auch jene Materialien eingespart werden, aus denen Wulst, Karkasse und Stahlgürtel bestehen. Insgesamt werden 80% des Reifens vor frühzeitiger Beseitigung mittels Verbrennung oder Deponierung bewahrt. Im Vergleich zur Herstellung eines Neureifens werden durch diesen Recyclingvorgang 70% Energie eingespart. Nicht zuletzt spricht auch die Tatsache, dass es etwa 100 Jahre braucht, damit ein unter der Erde vergrabener Reifen komplett abgebaut wird, für die Runderneuerung.

Außerdem wurden 2003 mit Dekret des Umweltministeriums jene Reifen vom Müllverzeichnis gestrichen und somit von den bürokratischen Verpflichtungen befreit, die für die Runderneuerung bestimmt sind.

Ökonomische Aspekte

Jährlich sparen Italiens Autofahrer durch den Gebrauch runderneuerter Reifen 260 Mio. Euro. Runderneuerte Reifen sind bis zu 50% kostengünstiger, ohne dass Einbußen in punkto Qualität, Dauer, Zuverlässigkeit und Sicherheit hinzunehmen sind, zumal sie auf der Grundlage der strengen internationalen Normen Ece-108 (109 für Nutzfahrzeuge) geprüft werden.

Sicherheit

Die europäischen Verordnungen (ECE ONU 108+109) schreiben vor, dass runderneuerte Reifen denselben Kontrollen unterzogen werden müssen wie neue Reifen. Es ist ratsam, nur solche zweitgummierte Reifen zu kaufen, welche der ECE-Verordnung 108 entsprechen. Diese Norm regelt sowohl die Resistenzkontrolle und Zuverlässigkeit von Autoreifen, als auch die Überprüfung des Produktionsverfahrens sowie des vom Rekonstrukteur angewendeten Qualitätssystems. Diese Regeln sind in anderen Ländern (wie beispielsweise Österreich, Portugal oder Frankreich) bereits Pflicht, Italien soll demnächst gleichziehen, wobei die italienischen Runderneuerungsunternehmen diese bereits anwenden.

Bedenken Sie zu Ihrer Sicherheit, dass Reifen laut Straßenverkehrsordnung (Codice della Strada) mindestens 1,6 Millimeter Profil auf der gesamten Oberfläche haben müssen, wobei auf jeder Achse dieselben Reifen montiert sein müssen. Die im Fahrzeugschein angegebene Reifengröße ist bindend - es ist nicht gestattet, Reifen von einer anderen Größe zu montieren. Eventuell ist ein Änderung des Fahrzeugscheins nötig!

In jedem Fall sollten die Reifen alle 5 Jahre unabhängig von der gefahrenen Kilometeranzahl überprüft werden.

Stand: 8/2004