Informationen zum Schutz des Trinkwassers


1. Ist das Wasser noch genießbar?

Die Qualität des Wassers hängt von einer Reihe von Bestimmungsfaktoren ab, deren wichtigste im folgenden kurz erläutert werden sollen.

ph-Wert

Reines Wasser hat einen pH-Wert von sieben (7). Sauer ist das Wasser, wenn der Wert unter 7 liegt, basisches Wasser hat einen Wert über 7. Ideal sind Werte zwischen 6,5 und 8,0.

Härte

Während Regenwasser sehr weich ist, kann es beim Durchfließen des Erdreichs zu einer Aufhärtung kommen. Hartes Wasser bildet sich vor allem in Kalkstein und Mergelböden während bei Granit, Schiefer und Sandstein eher weiches Wasser entsteht. Gemessen wird die Wasserhärte bei uns in französischen Härtegraden. Weiches Wasser liegt laut französischem Härtegrad bei Werten unter 5 vor, hartes Wasser bei Werten über 25.

Hartes Wasser führt mit steigenden Temperaturen zu Kalksteinbildung („Verkalkung“ von Leitungen und Geräten) und verursacht einen höheren Energieverbrauch, weil Kalk ein schlechter Wärmeleiter ist.

Weiches Wasser eignet sich zwar gut zum Waschen (geringer Waschmittelverbrauch), führt aber durch die nicht gebundene Kohlensäure bei (metallischen) Geräten und Leitungen zu Korrosionsschäden. Sehr weiches Wasser schmeckt außerdem fad.

Nitrat

Durch Dünger (Mineraldünger, Jauche, Mist) wird Nitrat dem Boden zugeführt. Geschieht dies in zu großen Mengen, kann das Nitrat nicht zur Gänze von den Pflanzen als Nährstoff aufgenommen werden und gelangt ins Grundwasser. In Italien gilt ein Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Trinkwasser. Für Kleinkinder bis zu 6 Monaten sollte aber Wasser mit mehr als 10 Milligramm nicht verwendet werden.

Die Problematik von Nitrat liegt vor allem darin, dass es im Trinkwasser oder im menschlichen Körper durch Bakterien in Nitrit umgewandelt wird. Nitrit ist giftig und behindert den Sauerstofftransport im Blut. Besonders gefährdet sind dadurch Säuglinge, bei denen Blausucht (blaue Lippen, hervorgerufen durch Sauerstoffmangel) auftreten kann. Mit Eiweißbestandteilen der Nahrung kann Nitrit Nitrosamine bilden, die im Verdacht stehen, Krebs erregend zu sein.

Ammonium

Ammonium, ein weiterer Verschmutzungsindikator, der auch durch Überdüngung ins Grundwasser gelangt und von Bakterien in Nitrat bzw. Nitrit umgewandelt wird (Nitrifikation). Umgekehrt kann Ammonium durch Reduktion von Nitraten entstehen (Denitrifikation).

Bedingt durch unsachgemäße Müllablagerungen in der Vergangenheit (wilde Deponien!) können auch Schwermetalle oder Chlorkohlenwasserstoffe ins Grundwasser und damit ins Trinkwasser gelangen.

Ein besonderes Problem stellen auch die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln dar.

Bakterielle Belastungen

Zur Beurteilung der Frage, ob das Wasser noch genießbar ist, ist auch eine bakteriologische Untersuchung sinnvoll. Dabei wird die Anzahl der Bakterienkolonien bestimmt und eine Untersuchung auf sogenannte Indikatorbakterien, wie Escherichia-coli-Bakterien, vorgenommen. Für die Anzahl der (aeroben) Bakterienkolonien gilt ein Grenzwert von 100 (bei 22°C) bzw. 20 (bei 36°C) pro Milliliter Wasser.

Escherichia-coli-Bakterien dürfen im Trinkwasser nicht vorkommen! Bakterielle Wasserbelastungen sind fast immer auf tierische oder menschliche Fäkalien zurückzuführen (undichte Senkgruben, Gülle) und können Störungen des Magen-Darm-Traktes oder auch ernsthaftere Erkrankungen hervorrufen.

2. Was bringen Wasseraufbereitungsanlagen?

Als Lösung für die zunehmende Verschmutzung des Trinkwassers bieten immer mehr Hersteller Wasseraufbereitungsgeräte an. Leider halten Geräte für Haushalte nur sehr selten, was sie in der Werbung versprechen. Das haben Tests der Stiftung Warentest in Deutschland und des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) in Österreich gezeigt. Ein deutscher Test von Enthärtungsanlagen ergab, dass die Geräte Wasser liefern, das in bak-teriologischer Hinsicht nicht den Vorschriften entspricht; der Enthärtungsprozess führt zur Verkeimung des Wassers.

Der VKI testete Umkehrosmoseanlagen, Anlagen mit Aktivkohlefiltern und Ionenaustauscher. Die Geräte sind zwar in der Lage, die Nitratbelastung zu reduzieren, benötigen zum Teil aber sehr viel Wasser, um einen Liter Trinkwasser zu liefern und verlieren kontinuierlich oder abrupt (Filterdurchbruch) an Wirksamkeit. Umkehrosmose-Geräte filtern nicht nur Schadstoffe, sondern auch für die Ernährung wichtige Mineralstoffe (Kalzium, Magnesium) aus dem Wasser. Ionenaustauscher erhöhen den Chloridgehalt. Bei fast der Hälfte der getesteten Ge-räte stieg nach dem Filtervorgang der Nitritwert deutlich über den Grenzwert. Eine Absurdität: Nitrat soll aus dem Wasser gefiltert werden, weil dessen Umwandlungsprodukt Nitrit gesundheitsbelastend ist. Auch Schwermetalle, Chlorkohlenwasserstoffe und Pestizide wurden nicht in dem Ausmaß ausgefiltert, wie in der Werbung angekündigt.

Auf den Filtern sammeln sich in der Regel organische Substanzen an, die einen idealen Nährstoff für Mikroorganismen bilden. Jod und Silber, das dagegen eingesetzt wird, findet sich im Filterwasser in unzulässiger Konzentration. Abgesehen von einer Ausnahme stieg die Keimzahl im Wasser bei allen Geräten durch die Aufbereitung. Bei dieser Ausnahme stieg aber der Nitritwert kräftig. Alle vom VKI getesteten Geräte wurden mit “nicht zufriedenstellend” beurteilt. Besondere Vorsicht ist angebracht, wenn die versprochenen Wirkungen nicht überprüfbar sind, wie bei Wasserbelebungsgeräten. Die Testzeitschrift Konsument antwortete auf die Frage, ob Wasserbelebung hilft: “Denen, die daran glauben, vielleicht. Sicher aber jenen, die daran verdienen” (Konsument, Heft 8, 1993).

Überlegen Sie daher, bevor Sie eine teure Wasseraufbereitungsanlage kaufen, ob es nicht kostengünstigere Verfahren ohne die oben beschriebenen unerfreulichen Nebenwirkungen gibt. Die Probleme mit hartem Wasser können durch Absenkung der Temperatur bei der Warmwasserbereitung bzw. durch Entkalkungszusätze beim Waschen bzw. durch sanftes Entkalken der Geräte mit verdünntem Essig kostengünstig reduziert werden. Verunreinigungen kann man oft auch durch eine bessere Abdichtung des Brunnens gegen Oberflächenwasser vermeiden.

Und schließlich sind die öffentlichen Hüter des Trinkwassers aufgerufen, die Verschmutzungsquellen (Gülle, Mist, Pestizide) im Zaum zu halten, damit die Probleme erst gar nicht entstehen. Unser Land hat von Natur aus nämlich vorzügliches Quellwasser, das nur durch Menschenhand getrübt wird.


Infoblatt: UA15
Stand: 09/2009