Nachtstrom: Ende der Märchenstunde
VZS: diese Nachtstromtarife könnten ruhig abgeschafft werden


Was als Schritt in eine intelligente Stromversorgung gedacht war, entpuppt sich zusehends als Bluff. Die Idee war gut: zeitvariable Tarife, die Anreize zum Energiesparen und zur besseren Steuerung des Energieverbrauchs setzen. Die vollmundigen Versprechungen bei der Umstellung auf die digitalen Stromzähler haben sich jedoch nicht bewahrheitet. Wer noch im geschützten Markt ist (und das ist der Großteil der Stromabnehmer) der hat heute folgende Zeittarife:

F1- Tagtarif, 8-19 Uhr an Werktagen
F2 und F3 - Nacht- und Feiertagstarif von 19-8 Uhr und an Samstagen, Sonn- und Feiertagen.

Laut den Festlegungen der Aufsichtsbehörde für Strom und Gas (AEEG) sollte bei einer Steigerung des Stromverbrauchs von über 66% in den Zeitabschnitten F2 und F3 eine Ersparnis einsetzen.

Die Überlegungen waren einfach: Nachts und am Wochenende wird in Haushalten und Betrieben weniger Strom verbraucht als tagsüber an Werktagen. Um die Kraftwerke mit gleichmäßigerer Auslastung und dadurch kostengünstiger betreiben zu können, stellen Kraftwerksbetreiber Strom in so genannten Schwachlastzeiten, also vor allem nachts, preisgünstiger zur Verfügung. Diese günstigeren Preise wollte man an die Kunden weitergeben. Doch dem ist nicht so!

Wer heute beispielsweise die Tarife für 2700 kWh Strom (Leistung 3 kW) in Bozen vergleicht, stellt bei Kunden des geschützten Marktes, die den Nachtstromverbrauch von 66 auf 80% erhöhen (und dies ist nicht so leicht...), eine jährliche Einsparung von 3,99 Euro fest. Wer den Stromverbrauch zu 90% in den Nacht- und Feiertagstarif hinein verlegt, der spart 6,96 Euro im Jahr (504,32 gegenüber 511,28). Fürwahr kein wirklicher Anreiz, um die Waschmaschine, den Geschirrspüler und andere Haushaltsgeräte zu Abend- und Wochenendzeiten zu benutzen.

Der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol, Walther Andreaus, zieht angesichts der derzeitigen Situation folgendes Fazit: „Die zeitvariablen Tarife führen zu keiner Ersparnis. Angesichts der massiven Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien untertags würde sich ein stärkerer Stromverbrauch untertags für die Umwelt rentieren. Auch die Stromkosten für die Kunden könnten untertags wegen des günstig zur Verfügung stehenden Ökostroms gesenkt werden.“

Daher brauchen sich Stromkunden derzeit nicht anstrengen um den Stromverbrauch in den „günstigeren“ Zeitabschnitt hinein zu verlagern, denn die Kosteneinsparungen sind lächerlich. Die Nachtstromtarife könnten abgeschafft werden. Den Stromkunden sollte der günstig zur Verfügung stehende Ökostrom in Form von günstigeren Tarifen weitergeben werden. Sie zahlen nämlich schon beträchtlich für die Förderung von Strom aus erneuerbaren Quellen.


Medien-Information
Bozen, 06.06.2013